Landgericht Hamburg: IZA keine „Lobbygruppe“

Die Zeitschrift  „Stern“ hat in einem kürzlich veröffentlichten Interview im Printmedium (“Wer gibt wem zuerst die Hand? Warum liegt das Messer rechts?”, der „Stern“ vom 22. 11. 2012) mit Frau Katrin Göring-Eckardt von den Grünen in einer Frage behauptet, das IZA (das Bonner Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit) sei eine „konservative Denkfabrik“ und eine „Lobbygruppe, die gern die Agenda 2010 und Hartz-IV-Gesetze propagiert“. In meinem Post vom 30. 11. 2012 hatte ich diese absurde Behauptung als falsch zurückgewiesen.

Das Hamburger Landgericht hat nun am 10.1.2013 dem „Stern“ in einer einstweiligen Verfügung (324  O 704/12) untersagt, weiter zu behaupten, das IZA sei eine „Lobbygruppe“.

Bereits im August 2012 hatte die FAZ (s. mein Post vom 31. 8. 2012) eine ähnliche Behauptung zurückgenommen.

Medien spitzen in ihrer Berichterstattung gerne zu. Wenn dies falsch oder ehrenrührig ist, muss dies unterbleiben. Wie in meinem Post vom 30. 11. 2012 ausgeführt, ist die Bezeichnung „Lobbygruppe“ für eine Wissenschaftsorganisation wie das IZA sachlich falsch und ehrenrührig.

Das IZA wird auch gelegentlich als „neoliberal“ oder „gewerkschaftsnah“ bezeichnet (s. mein Post vom 1.9.2012). Auch dies sind Kampfbegriffe aus der politischen Diskussion, die mit einer sachlichen Bewertung der Arbeit des IZA nichts zu tun haben.

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Financial Times Deutschland eingestellt

Dass eine führende Wirtschaftszeitung wie die „Financial Times Deutschland“ eingestellt wird, ist bedauerlich. Ich habe sie regelmässig gelesen und über die Jahre auch häufig dort Standpunktartikel publiziert, s. unten. Gleichwohl ist damit der freie Wettbewerb der Presse nicht gefährdet, auch wenn das „Handelsblatt“ dadurch in eine stärkere Position kommt.

Die „FTD“ wollte, musste anders sein, um sich zu profilieren. Das war ihr in vielfacher Weise gelungen. Ob die konsequent postkeynesianische Position seiner makropolitischen Redaktion dabei geholfen hat, mag dahinstehen. Erfrischend, manchmal erheiternd war sie allemal.

Was mir nicht fehlen wird, ist die geübte Vermischung von Kommentar und Sachbericht, die vielen kleinen überheblichen Giftspritzen, die den Text wohl würzig und authentisch machen sollten. Das war sehr häufig böswillig, unwahr und gelegentlich auch frei erfunden.

Ein Beispiel aus eigener Anschauung: Bei der Tagung des Vereins für Socialpolitik im September 2012 kamen meine Frau und ich zu einer der großen Plenumssitzungen leicht zu spät und trafen auf ein voll besetztes Plenum, in dem der Vortrag bereits begonnen hatte. Wegen der besten Sicht setzten wir uns auf freie Plätze in der Mitte des Hörsaals mit direktem Blick auf das Vorlesungspodium.

Erstaunt konnten wir dann in der FTD – Berichterstattung über den Kongress lesen:

„Eine Marotte aus der Studentenzeit haben selbst arrivierte Ökonomen nicht abgelegt: In der Vorlesung sitzen sie am liebsten hinten. So auch Klaus Zimmermann, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung: Beim Vortrag seiner Kollegin Katharina Spieß auf der Jahrestagung des Vereins für Socialpolitik (VfS) setzt er sich nicht etwa auf einen der vielen freien Sitze weiter vorn, sondern drängelt sich lieber zwischen andere Kollegen auf einen der letzten verbliebenen Plätze in den hinteren Reihen.“

Da klang witzig und kompetent. Dass es falsch war, störte die Autoren wenig. Und dem Leser war es ja egal, er wusste es nicht und fühlte sich gut unterhalten. Hunderte (und meine Frau) hatten das Gegenteil gesehen. Auch meine Studiengewohnheiten kannten die Autoren natürlich nicht. Sonst hätten sie gewusst, dass in den wenigen Vorlesungen, in denen ich während meines Studiums saß, ich eher die vorderen Reihen bevorzugte. Und ich überhaupt meistens in kleinen Seminaren mit wenigen Studenten zu finden war.

Den eher witzigen Einstieg in ihren Artikel habe ich diesen Autoren verziehen. Bei anderen Gelegenheiten war diese Vermischung aus Kommentar und Berichterstattung in der FTD weniger profan, würdigte die Personen herab und verbreitete falsche Informationen zu wichtigen Punkten.

Man kann sagen, der manchmal flappsige Stil der „FTD“ war ein Weg, sich gegen die Internet-Konkurrenz zu profilieren, wo man ungestraft alles findet, falsche Behauptungen und persönlichste Diffamierungen. Nur, diesen Wettbewerb kann kein seriöses Medium für sich gewinnen.

Meine Beiträge in der „FTD“, u.a. in Auswahl:

Jobs entstehen nicht durch Konferenzbeschlüsse“, 26. 6. 2012

Die Türken als Vorbild nehmen“, 27. Februar 2012

Her mit dem EU-Kassenwart“, 18. August 2011

Lasst Tunesien nicht im Stich“, 26. Mai 2011

Macht hoch die Tür“, 25. August 2010

Frauen in Vollzeitjobs: Weiblicher wachsen“, 17. Juni 2010

Flexibler, offener, bescheidener. Die deutschen Gewerkschaften müssen ihre Rolle neu definieren“, 15. Juli 2003

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“Börsenzeitung” vom 30.11.12: PERSONEN: Klaus F. Zimmermann 60

(Nachdruck mit freundlicher Genehmigung;)

lz – Zuletzt hatte der Ökonom Klaus F. Zimmermann bei seiner Demission vom Präsidentenamt des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) für Schlagzeilen gesorgt. Dem Institut war vom Berliner Rechnungshof im Jahr 2009 die Verschwendung von Fördergeldern in Höhe von rund 5 Mill. Euro vorgeworfen worden; Zimmermann selbst wurde zudem für eine geringe Anwesenheitszeit und für seinen autokratischen Führungsstil kritisiert. Ein Ermittlungsverfahren wurde eingeleitet. Nach immer wieder aufflammenden Vorwürfen und wegen der Vorverurteilung in der Öffentlichkeit räumte Zimmermann dann im Februar 2011 den Präsidentenstuhl.

Das Ermittlungsverfahren wurde inzwischen aber eingestellt; die Vorwürfe hatten sich nicht halten lassen. Und inzwischen zeigt sich, dass auch die innerbetrieblich höchst umstrittene von Zimmermann betriebene Modernisierung des DIW Früchte trägt: Die Forschungsstärke des Instituts und die Qualitätssicherung hätten sich mit seinem Amtsantritt signifikant verbessert, heißt es. Renommierte Wissenschaftler wurden angeworben, gleichzeitig die internationale Präsenz gestärkt, auch die Forschung selbst wurde am DIW internationalisiert.

Die wissenschaftliche Reputation Zimmermanns gilt denn auch als untadelig. Bald nach dem Ökonomiestudium in Mannheim zog es ihn ins Ausland. Er war Professor in Pennsylvania (USA), Tilburg (Holland), Kyoto (Japan), am Dartmouth College (USA) und an der Renmin-Universität in Peking (China). Er hat sich dabei vor allem als Arbeitsmarkt- und Migrationsforscher einen Namen gemacht.

Quasi nebenher leitet er seit 1998 das Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn, wo er in einem Netzwerk u. a. mit Dale Mortensen und Christopher Pissarides zusammenarbeitet, den Nobelpreisträgern des Jahres 2010. Zuvor hatten die beiden den IZA-Preis für Arbeitsökonomie erhalten.

Derzeit widmet er sich am IZA zahlreichen Forschungsprojekten mit dem Ziel, den Arbeitsmarkt demografiefest zu machen. Zimmermann lehrt außerdem an der Universität Bonn Wirtschaftliche Staatswissenschaften. An diesem Sonntag feiert er seinen 60. Geburtstag.

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Der „Stern“ ignoriert unabhängige Forschung und Politikberatung am IZA

Die Zeitschrift  „Stern“ hat in einem kürzlich veröffentlichten Interview im Printmedium (“Wer gibt wem zuerst die Hand? Warum liegt das Messer rechts?”, der „Stern“ vom 22. 11. 2012) mit Frau Katrin Göring-Eckardt von den Grünen in einer Frage behauptet, das IZA (das Bonner Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit) sei eine „konservative Denkfabrik“ und eine „Lobbygruppe, die gern die Agenda 2010 und Hartz-IV-Gesetze propagiert“. Das ist genau so falsch, wie wenn ich behaupten würde, der „Stern“ sei eine „Tarnorganisation des antikapitalistischen Widerstandes“. Solche Aussagen finden sich nicht in seriösen Medien, sondern ausschliesslich in linken Lobby – Blogs, die die Befunde seriöser Wissenschaft scheuen, wie der Teufel das Weihwasser und Graf Drakula die Knoblauchzehen.  Beispielsweise in „Lobbypedia“, die Internetseite, die angebliche Lobbyisten aufspiest, aber doch selbst eine Lobbyeinrichtung ist.

Bereits zuvor hatte ich über falsche „Labels“ berichtet, die man dem IZA gerne anheften möchte, darunter so unterschiedliche Bezeichnungen wie „neoliberal“ und „gewerkschaftsnah“. An Wirtschaft Interessierten in der Öffentlichkeit kann der Hinweis gegeben werden, dass sich auf der Homepage des IZA genügend Fakten und Informationen finden lassen, die ein objektiveres Urteil ermöglichen. Da gibt es überhaupt keine Entschuldigung.

Ein Lobbyist vertritt gegenüber der Politik Interessengruppen gegen Geld.  Das IZA ist keine Lobbygruppe, sondern mit seinem weltweiten Netzwerk aus über 1,200 Forschern in mehr als 45 Ländern eine international hoch respektierte  wissenschaftliche Einrichtung.  (Siehe auch den Report zum 15-jährigen Jubiläum des IZA). Als anerkannte gemeinnützige Einrichtung ist das IZA wirtschaftlich und inhaltlich völlig unabhängig und an keine Weisungen und Aufträge gebunden. Es vertritt niemanden ausser die unabhängige Wissenschaft.

Deshalb stellt die Bezeichnung „Lobbygruppe“ auch eine falsche Tatsachenbehauptung dar.

In einer aktuellen Stellungnahme zum 15-jährigen Bestehens des IZA schreibt der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler und Nobelpreisträger Jim Heckman über das IZA:

“IZA is to be congratulated on the 15th anniversary of its founding.  IZA very quickly became, and remains, the “home address” for high quality theoretical and empirical research in Labor Economics and Economic Policy.  It uses a two track approach.  One is the dissemination of cutting edge Labor Economics research through the Discussion Paper Series.  By being easy to navigate, open to new ideas and topics, at the research frontier,  and free of charge, the Discussion Paper Series has come to play a major and vital role for the community of Labor Economists worldwide.

The second is that the research facilities at the IZA headquarters are outstanding, but even more important is the staff and the large number of visitors at the Bonn headquarters every year.  The broad range of the visitors and their research topics make the office an intellectually exciting research environment.  In addition, at its headquarters, among its research fellows and among those participating in IZA conferences there is a wide range of participants from across the globe, and a broad range by experience in the profession, from novices to experienced hands, and in between.  IZA is not a “closed shop” — it is open to ideas and people.  Credit for this model goes to Klaus  F. Zimmermann for the implementation of his vision of a successful research center. “

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DIW DC erfolgreich

DIW DC ist eine unabhängige, gemeinnützige wissenschaftliche Einrichtung amerikanischen Rechts. Ihre Aufgabe ist, deutschen wissenschaftlichen Institutionen eine enge Vernetzung mit Forschungseinrichtungen und wirtschaftspolitisch orientierten Institutionen im Washington DC zu ermöglichen und den Austausch und die Weiterbildung von Wissenschaftlern und Doktoranden zu fördern. Sie hat aber auch einen Forschungs- und Beratungsauftrag.

Diese Ziele sind seit der Gründung im Jahre 2007 in besonderem Maße erreicht worden. DIW DC hat gerade einen umfangreichen Erfolgsbericht vorlegen können. Deshalb hat jetzt die Leiterin der Einrichtung, Dr. Amelie Constant, beschlossen, die Tätigkeit der Institution in Washington im Sommer 2012 einzustellen, um sich künftig wieder mehr auf ihre Forschungs- und Lehrtätigkeit konzentrieren zu können (Erklärung und Testimonials). Sie wird ihre erfolgreiche Tätigkeit als Professorin fortsetzen.

Gleichzeitig wird sie sich wieder stärker am Bonner Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) engagieren. So übernahm sie kürzlich die Aufgabe des IZA-Programmdirektors für den Forschungsbereich Migration, die Position eines Ko-Editors der neu mit dem Springer-Verlag herausgegebenen Fachzeitschrift IZA Journal of Migration und arbeitet als Mitherausgeber des neuen IZA International Handbook on the Economics of Migration beim Verlag Edward Elgar, England.

Als Chairman of the Board von DIW DC war ich jahrelang ehrenamtlich für das Institut als Aufsicht zuständig. Ich bedanke mich für die erbrachten großartigen Leistungen und die engagierte Zusammenarbeit.

Das DIW DC war 2009 unverschuldet ins Fadenkreuz des Landesrechnungshofes Berlin gelangt, dessen umstrittener Prüfbericht zum DIW Berlin unzulässig an die Medien gespielt wurde. Die Behauptungen, die immer wieder in der Presse verbreitet wurden, waren von der Berliner Landesregierung und dem Kuratorium des DIW bereits Anfang 2010 zurückgewiesen worden. Im April 2012 hatte auch die Berliner Staatsanwaltschaft nach langjähriger Prüfung mit einer juristische Einstellung erster Klasse ihr Verfahren beendet. Details dazu in meinem Post Vorwürfe haltlos.

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Deutsche Wirtschaftsforschungsinstitute sind wissenschaftlich erheblich leistungsfähiger geworden

Die deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute sind zwischen 2000 und 2009 wissenschaftlich erheblich leistungsfähiger geworden. Eine neue Studie

A Citation-Analysis of Economic Research Institutes
(IZA Discussion Paper 6780, erscheint in: Scientometrics, 2012, von Rolf Ketzler und Klaus F. Zimmermann)

stellt eine massive Verbesserung der Forschungsintensität bei den Instituten fest und analysiert ihre Potenziale. Während im Jahre 2000 in allen Instituten praktisch nichts publiziert wurde, hat sich dies über ein Jahrzehnt erheblich verändert. Es kam auch zu einem grossen Anstieg der Zitate in den Fachzeitschriften, dem wichtigsten Indikator für Forschungsqualität, und die Studie zeigt auch das hohe wissenschaftliche Potenzial der Publikationen aus dieser Dekade für die Zukunft. Das ist ein grosser Erfolg für den Auftrag des Wissenschaftsrats und der Leibniz-Gemeinschaft an die Forschungsinstitute, ihre Forschungsintensität auszuweiten.

Nach diversen Kriterien kann man die Institute dann auch ranken – mit unterschiedlichen Ergebnissen, abhängig davon, an was man als Betrachter interessiert ist.

An der Studie habe ich mitgearbeitet. Ich war über mehr als ein Jahrzehnt Präsident des DIW Berlin gewesen, dabei lange Jahre bis zuletzt auch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstitute (ARGE); Dr. Rolf Ketzler war über lange Jahre mein Vorstandsassistent. Als IZA – Direktor gehört die Bewertung von Forschung zu einem meiner Forschungsschwerpunkte, zu dem ich regelmässig in Fachzeitschriften publiziere.

Das DIW hat in dieser Studie unterschiedliche Bewertungen gefunden, manchmal vorne, manchmal weiter hinten. Es kommt dabei darauf an, was man als Kriterien für richtig hält, und die Studie gibt dem Leser verschiedene Blickwinkel an die Hand.

Erfreulicherweise hat Olaf Storbeck am 3. September 2012 (S. 17) im „Handelsblatt“ eine Besprechung publiziert. (Wissenswert: Der Wettbewerb unter den Wirtschaftsforschungsinstituten hat deutlich zugenommen. Eine Studie legt erhebliche Qualitätsunterschiede offen.)

Der Artikel konzentriert sich allerdings auf eine Tabelle in der deskriptiven Statistik auf den ersten Seiten des Manuskripts und ignoriert die eigentliche Botschaft unseres Aufsatzes. Der „Handelsblatt“-Artikel sieht sich nur die Zitate pro publiziertem Fachaufsatz zwischen den Instituten an.

Das erzeugt ganz offensichtlich einen sehr schrägen Blickwinkel. Warum?

Es kommt jetzt offensichtlich gar nicht mehr darauf an, wieviele Mitarbeiter im Institut überhaupt publizieren. Es kommt auch gar nicht mehr auf die Zahl der Publikationen im Institut an. Es reicht, dass nur ein Artikel viele Zitate bekommt. Weitere publizierte Artikel schaden nur.

Die Realität schreibt ein absurdes Beispiel dazu, und man kann es sich leicht erschliessen, wenn man unseren Aufsatz weiter liest. Tatsächlich war kein Publikationsjahrgang 2000 – 2009 so erfolgreich mit Zitaten wie 2000. Dies war das Jahr wo ausser beim ZEW kaum Publikationen in den Instituten zu verzeichen waren. Eine Inspektion, s. unser Aufsatz, zeigte, dass für die Stärke dieses Jahrgangs ganze 3 Artikel verantwortlich waren, darunter ein Aufsatz des Ifo-Präsidenten, ein Aufsatz des DIW-Präsidenten und der Aufsatz eines Mitarbeiters des ZEW, der auch Doktorand des DIW – Präsidenten war.

Hätten Hans-Werner Sinn und ich 2000 allen unseren Mitarbeitern „untersagt“ (unterstellt, wir hätten das tun können, die Macht von Präsidenten wird gelegentlich gewaltig überschätzt), in Fachzeitschriften zu publizieren, dann lägen die beiden Institute in der vom „Handelsblatt“ zitierten Statistik ganz vorne. Das wäre also ein ganz absurder Vorgang, und ein solches Kriterium kann niemals für die Institute angewandt werden.

Tatsächlich haben die Institute in der Praxis verschiedene respektable Wege gewählt.

Der Kern des Auftrages des Wissenschaftsrates und der Leibniz-Gemeinschaft war gewesen, möglich viele (am besten alle) der Wissenschaftler in Forschungsinstituten zum publizieren zu bringen. Dies entspringt der Überzeugung, dass (i) sich Wissenschafter nur nennen kann, wer gelegentlich auch das tut, was Wissenschaftler eben tun, publizieren, (ii) nur wer selbst publiziert, auch wissenschaftlich auf einem guten Stand der Forschung ist, und (iii) gute wissenschaftliche Politikberatung nur auf Basis der Kenntnis des aktuellen Standes der Wissenschaft erfolgen kann.

Mit diesem Ziel hat der im „Handelsblatt“ gewählte Blickwinkel gar nichts zu tun. So würde es reichen, sich in jedem Institut ein paar Topwissenschaftler zu halten, die mit dem Rest des Instituts nichts zu tun hätten. Diese Leute gehören aber besser an eine Universität.

Grosse Institute (ZEW, Ifo, DIW) haben offensichtlich härtere Aufgaben, die Wissenschaftler breit zum publizieren zu bringen. So war es das Ziel des DIW über ein Jahrzehnt, die obengenannte Aufgabe von Wissenschaftsrat und Leibniz-Gemeinschaft anzunehmen. Das DIW hatte folglich die breiteste Verteilung von Publikationen über seine Mitarbeiter, musste aber dann bei der durchschnittlichen Qualität zurückstecken. Das ist ein ganz normaler Vorgang.

Ich danke Herrn Storbeck für die Gelegenheit, auf diese Zusammenhänge nochmals hinweisen zu können: Ohne eine breite Publikationsorientierung der Mitarbeiter verlieren die Institute ihren Anspruch, in der wissenschaftlichen Politikberatung mitreden zu können.

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Ist das IZA “gewerkschaftsnah” oder “neoliberal”?

Ist das Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA, www.iza.org ) „gewerkschaftsnah“ oder „neoliberal“? Häufig findet man in den Medien solche Kennzeichnungen, die je nach gesellschaftspolitischem Standort ab- oder aufwertend gemeint sein wollen.

Sie können aber auch einfach die nötige Transparenz vermitteln, wenn sich die so bezeichnete Institution in einer besonderen gesellschaftspolitischen Verpflichtung befindet.

Der Leser ist also gefordert herauszufinden, was in einem bestimmten Kontext gemeint ist. Dabei muss er darauf vertrauen, dass es sich um faire Wertungen handelt oder er aus dem Zusammenhang heraus die gesellschaftspolitische Wertung/Beschimpfung erkennt.

Nun hat der angesehene Wiener „Kurier“ am 29. August 2012 in seinem Beitrag „Immer mehr Rentner arbeiten weiter“

http://www.iza.org/highlights/en/zimmermann_standpunkte_html?item=4295

geschrieben:

Klaus Zimmermann, Chef des gewerkschaftsnahen “Instituts zur Zukunft der Arbeit” in Bonn, sieht eine “Reihe von Ursachen”, vor allem die Demografie. Viele Konzerne holten ihre Rentner zurück: “Früher hatten wir den Mangel an Arbeitsplätzen, bald werden wir einen an Arbeitskräften haben.”

„Gewerkschaftsnah“/ „unternehmernah“/“religiös orientiert“/“parteinah“: Einer seriösen Zeitung wie dem Wiener „Kurier“ muss man bei solchen Urteilen als Leser zunächst abnehmen, dass sie damit mögliche Interessenkonflikte offen legen möchte. (Hier etwa: Gewerkschaften könnten ein Lobby-Interesse daran haben, den Mangel an Arbeitskräften heraufzubeschwören, um höhere Lohnforderungen zu begründen.) Dann müsste der Leser das Urteil des Zitierten anders gewichten….

Natürlich ist dann besonders wichtig, dass die Einordnung der seriösen Tageszeitung auch richtig ist. Ist sie es?

Fakt ist nun zunächst einmal:

Das Institut zur Zukunft der Arbeit ist nicht etwa „gewerkschaftsnah“, sondern ein unabhängiges, als gemeinnützig anerkanntes Forschungsinstitut, dessen Eigenständigkeit satzungsrechtlich festgeschrieben ist. Dank einer soliden Grundfinanzierung durch die Deutsche Post-Stiftung und anderen Fördermitteln aus allen Teilen der Welt ist das IZA völlig unabhängig und unterliegt in seiner wissenschaftlichen Arbeit und Beratungsaktivität keinen Vorgaben und Auflagen. Die rund 1200 Wissenschaftler des weltweiten IZA-Forschernetzwerks (des grössten seiner Art), deren Studien bsw. in der IZA-Diskussionspapier-Reihe (mit inzwischen über 6800 Titeln) kommunizieren, finanzieren ihre Forschung allerdings eigenständig. So reflektiert der Forschungsoutput des IZA den breiten Stand arbeitsmarktökonomischen Denkens und Wissens auf der Welt, unabhängig vom jeweiligen wissenschaftlichen Ansatz.

Ein kleines Beispiel: Die Chefökonomen der beiden politisch so unterschiedlichen amerikanischen Präsidenten Bush und Obama, Ed Lazear und Alan Krueger, sind ausserhalb ihrer Zeit im Amt IZA – Fellows und darüber hinaus IZA-Preisträger für ihre besonderen Beiträge zur Arbeitsökonomie.

Also jedem seine Rolle. Ich bin weder Mitglied einer Partei, eines Verbandes, noch einer Kirche. Ich vertrete nachdrücklich die Position evidenzbasierter Politikberatung, bin empirischer Wirtschaftsforscher, kein ökonomischer „Glaubenskrieger“. Ich habe allerdings auch Respekt vor gesellschaftspolitischem Engagement und gesellschaftlichen Aufgaben sowie religiöser Orientierung anderer. In diesem Sinne ist über das vergangene Jahrzehnt vieles über mich geschrieben worden:

http://www.iza.org/highlights/en/zimmermann_biographie_html

Und wir sind einig bei dem Wunsch nach Transparenz in der wirtschaftspolitischen Debatte. Das IZA hat sich deshalb auch früh eigene Ethikregeln gegeben:

http://www.iza.org/de/webcontent/news?item=389

Wir sind also weder „neoliberal“ noch „gewerkschaftsnah“. Das würde unseren unabhängigen Standpunkt als Wissenschaftler herabwürdigen.

Die Blogger-Szene von links und rechts können wir getrost ignorieren.

Aber um so mehr freuen wir uns darüber, dass sich der Wiener „Kurier“ auf unseren Hinweis hin umgehend für das Versehen entschuldigt hat.

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FAZ korrigiert unrichtige Berichterstattung

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat einen irreführenden Satz bezüglich der Tätigkeit des von mir geleiteten Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) in ihrer Berichterstattung vom 23. 8. 2012 „Ökonomen sollen Geldgeber offenlegen. Volkswirte-Vereinigung beschließt Ethikkodex/Mit Transparenzregeln sollen Interessenkonflikte vermieden werden / Abschreckende Beispiele in Amerika“ zurückgenommen und durch eine Unterlassungsverpflichtungserklärung vom 30. 8. 2012 zugesagt, eine solche Darstellung nicht zu wiederholen.

Die Rücknahme bezieht sich auf den folgenden Absatz, der strittige Satz ist durch Streichung gekennzeichnet:

„Hierzulande ist seit Jahren die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft aktiv. Sie beauftragt namhafte Professoren mit Gutachten und schaltet Werbekampagnen für die marktwirtschaftliche Ordnung. Dabei wird aber nicht groß publik gemacht, dass sie hauptsächlich vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall finanziert wird. Auch das Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn erhält seine Mittel von einem einzigen, wirtschaftsnahen Geldgeber, der Deutsche-Post-Stiftung. Dass Wissenschaft auch private Geldquellen erschließen muss, finden die führenden VfS-Ökonomen nicht verwerflich – nur fordern sie Transparenz, damit die Öffentlichkeit voll informiert ist.“

Die linksradikale Bloggerszene versucht seit einiger Zeit vergeblich, das IZA als eine Art Lobbyorganisation des Grosskapitals zu diffamieren.

Die Behauptung, „auch das Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn [erhalte] seine Mittel von einem einzigen, wirtschaftsnahem Geldgeber, der Deutsche-Post-Stiftung“, war schlicht falsch. Neben der Grundförderung durch die Deutsche Post-Stiftung erhält das IZA im Wettbewerb regelmäßig Forschungsgelder und Beratungsaufträge, derzeit unter anderem von Institutionen wie der Weltbank, der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der Volkswagen-Stiftung, der Thyssen-Stiftung, der Europäischen Union, dem Britischen Entwicklungshilfeministerium (BFID) und dem Bundeswirtschaftsministerium, um nur einige wenige Auftraggeber und Kooperationspartner zu nennen.

Jedes deutsche öffentlich geförderte Wirtschaftsforschungsinstitut hat eine ähnliche Finanzierungsstruktur – nur dass die Förderung hier durch den Staat erfolgt, der gleichzeitig der Adressat der Wirtschaftsberatung ist. Das IZA hat keine solche Beratungsverflechtung und ist deshalb im Vergleich zu diesen Instituten sogar ungleich unabhängiger.

Darüber hinaus ist das IZA auch das grösste Forschernetzwerk von Ökonomen weltweit. Über 1200 Wissenschafter in 45 Ländern kooperieren hier und berichten über ihre eigenen, in ihren institutionellen Zusammenhängen finanzierten Forschungen. Auch dies garantiert eine hohe Unabhängigkeit auf allen Ebenen.

Weiter enthielt die Berichterstattung die unzutreffende und rechtswidrige Behauptung, das IZA mache die Förderung durch die Deutsche Post-Stiftung nicht publik bzw. transparent. Insoweit wird das IZA mit der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft verglichen, die nach Aussage der Berichterstattung ihre Finanzierung seitens des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall nicht publik mache

Auf die Förderung durch die Deutsche Post-Stiftung wird aber bereits auf der Startseite der IZA-Homepage (www.iza.org) sowie in allen Diskussionspapieren hingewiesen. Spezielle Förderungen werden im Kontext der unterstützten Veranstaltungen oder der entstehenden Forschungspapiere und Publikationen genannt, wie das allgemein üblich ist.

Mit Blick auf den Berichterstattungsanlass, namentlich die seitens des Vereins für Socialpolitik (VfS) derzeit zur Abstimmung gestellten Transparenzregeln (Ethikkodex), ist nicht zuletzt darauf hinzuweisen, dass das IZA bereits im April 2012 einen eigenen IZA-Ethikkodex auf der Basis von Vorschlägen einer international besetzten Kommission ausarbeitete und in seinem weltweiten Forschernetzwerk zur Diskussion stellte.

Mit Datum vom 23. April 2012 wurde der Kodex verabschiedet, im Internet unter der URL

http://www.iza.org/en/webcontent@about/IZAResearchIntegrity.pdf

zum Abruf vorgehalten und allen IZA-Mitarbeitern und Netzwerkwissenschaftlern des IZA zur Verfügung gestellt.

Auf seinen Ethikkodex und die besondere Unabhängigkeit des IZA, das den Status eines gemeinnützigen Forschungsinstituts hat, hat das IZA am 27. 8. 2012 auf seiner Homepage und in einer Presseerklärung nochmals ausdrücklich hingewiesen:

http://www.iza.org/de/webcontent/news?item=389

Es muss erwartet werden, dass die Öffentlichkeit die Fakten fair zu Kenntnis nimmt. Der FAZ ist für die rasche Bereitschaft zur Korrektur ihres Irrtums zu danken.

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Spiegel online korrigiert wie dapd

Mit dem Post Zerr – Spiegel hatte ich am 20 Juli 2012  über die weitere Verbreitung der gegen mich inszenierten Behauptung berichtet, ich hätte mich in meiner Amtszeit als DIW – Präsident unzureichend um meine Dienstaufgaben am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) gekümmert.

Das Gegenteil ist der Fall, wie das Kuratorium sowie der Wissenschaftliche Beirat des DIW Berlin sowie die Leibniz-Gemeinschaft (die Muttergesellschaft des DIW) und ihre Gutachter über Jahre immer wieder festgestellt hatten.

Nach Intervention meiner Rechtsanwälte hat Spiegel online ab dem 23. 7. 2012 seine Darstellung fair korrigiert. In dem Artikel sind jetzt die folgenden Sätze gestrichen:

”… Zimmermann und das DIW hatten in der Vergangenheit wiederholt für negative Schlagzeilen gesorgt. Der Rechnungshof Berlin hatte dem DIW Verschwendung von Steuergeldern in Millionenhöhe vorgeworfen. Auch Zimmermann wurde im Jahresbericht 2010 indirekt kritisiert. Aufgrund seiner Geschäftsführertätigkeit für ein Bonner Unternehmen und seiner Vorstandstätigkeit in einer Washingtoner Gesellschaft sei er “etwa nur zu einem Drittel der Arbeitszeit am DIW anwesend”, hieß es darin. …. lgr/dpa/dapd”

Die Hintergründe sind in meinem Post  Zerr – Spiegel  erläutert.

Spiegel online folgt somit der Wertung von dapd sowie anderer Medien (u.a. Focus Money, Financial Times Deutschland).

Die Behauptung der Steuerverschwendung war von der Berliner Landesregierung und dem Kuratorium des DIW bereits Anfang 2010 zurückgewiesen worden. Im April 2012 hatte auch die Berliner Staatsanwaltschaft nach langjähriger Prüfung mit einer juristische Einstellung erster Klasse ihr Verfahren beendet. Details dazu in meinem Post Vorwürfe haltlos.

Es bleibt zu hoffen, dass künftig nicht weiter aus alten Falschmeldungen über meine Arbeit für das DIW zitiert wird. Insbesondere bei Berichterstattungen, gegen die ich mich zwischenzeitlich erfolgreich presserechtlich gewehrt hatte, bsw. bei Artikeln des Handelsblatts, der Welt, der Berliner Zeitung und der Tageszeitung Neues Deutschland. So liegen Unterlassungserklärungen bzw. gerichtliche Unterlassungsverfügungen (bsw. LG Hamburg 324 O 160/11; LG Berlin 27 O 71/10, LG Hamburg 324 O 178/11) vor.

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Zerr – Spiegel

Schlecht recherchiert und falsch berichtete Spiegel Online am 17. 7. 2012 in einem Artikel “Marcel Fratzscher. EZB-Ökonom soll neuer DIW-Chef werden”:

 “… Zimmermann und das DIW hatten in der Vergangenheit wiederholt für negative Schlagzeilen gesorgt. Der Rechnungshof Berlin hatte dem DIW Verschwendung von Steuergeldern in Millionenhöhe vorgeworfen. Auch Zimmermann wurde im Jahresbericht 2010 indirekt kritisiert. Aufgrund seiner Geschäftsführertätigkeit für ein Bonner Unternehmen und seiner Vorstandstätigkeit in einer Washingtoner Gesellschaft sei er “etwa nur zu einem Drittel der Arbeitszeit am DIW anwesend”, hieß es darin. …. lgr/dpa/dapd”

Dabei hatte dapd bereits am 8. 4. 2011 diese Falschmeldung zurückgenommen:

“Klarstellung einer dapd-Meldung vom 1. Februar 2011 8. April 2011 | 19:25 Uhr

Berlin (dapd). dapd hatte am 1. Februar 2011 um 10.48 Uhr in einer Ersten Zusammenfassung mit dem Titel “DIW-Präsident Zimmermann tritt zurück – Zahlreiche negative Schlagzeilen im vergangenen Jahr” den Rechnungshof Berlin mit der Feststellung wiedergegeben, dass der DIW-Präsident Klaus Zimmermann “aufgrund seiner Geschäftsführertätigkeit für ein Bonner Unternehmen und seiner Vorstandstätigkeit in einer Washingtoner Gesellschaft ‘etwa nur zu einem Drittel der Arbeitszeit am DIW anwesend’ (sei)”.

Wir stellen klar: Zimmermann durfte aufgrund der vertraglichen Vereinbarungen mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) das Amt des DIW-Präsidenten mit seiner Tätigkeit als Geschäftsführer des Bonner gemeinnützigen Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) verbinden. Er widmete diesen Aufgaben seine Arbeitszeit vertragsgemäß zu gleichen Teilen. Er übte keine Vorstandstätigkeit für die in Washington angesiedelte amerikanische gemeinnützige wissenschaftliche Einrichtung DIW DC aus, sondern nimmt seine Kontrollfunktion als Chairman of the Board ehrenamtlich wahr.

Nach Angaben seiner Rechtsanwälte hat Zimmermann gegen anderslautende Medienberichte in der Zwischenzeit Unterlassungen erwirkt. dapd.djn/hoe/iha”

Diese “Story” war Teil einer umfangreichen Medienkampagne seit 2009, die sich einen irreführenden und widerlegten Bericht des Berliner Landesrechnungshofes zunutze machte. Dabei waren umfangreiche Details verbreitet worden, die sich später als falsch oder irreführend erwiesen und deren Verbreitung presserechtlich untersagt wurden. Die Kernbehauptung der Steuerverschwendung war von der Berliner Landesregierung und dem Kuratorium des DIW bereits Anfang 2010 zurückgewiesen worden. Im April 2012 hatte auch die Berliner Staatsanwaltschaft nach langjähriger Prüfung mit einer juristische Einstellung erster Klasse ihr Verfahren beendet.

Über die Einstellung und ihre Bewertung ist berichtet worden, ohne dass dies aber medial zureichend aufgegriffen worden wäre.

Die Aussage des Rechnungshofes, ich wäre wegen Tätigkeiten für “Firmen” in Bonn und Washington (IZA, DIW DC) nur zu einem Drittel als Präsident des DIW im Institut in Berlin anwesend gewesen, lässt die Vernachlässigung von Dienstpflichten vermuten. Diese Schlußfolgerung wurde immer wieder und wird immer noch verbreitet, obwohl die gegenteiligen Fakten längst bekannt sind. Und ohne dass mir Gelegenheit für eine Stellungnahme gegeben wird.

Die Behauptung der Vernachlässigung von Dienstpflichten ist falsch und ehrenrührig.

Tatsächlich war ich immer viel länger anwesend, obwohl ich nach Vereinbarung mit dem Kuratoriumsvorsitzendem (dem Vorsitzenden des Aufsichtsgremiums im DIW) und wie auch dem Kuratorium mitgeteilt nur ein Drittel meiner Dienstzeit anwesend sein sollte.

Was ist der Hintergrund?

Nachdem ich zuvor Anfragen zur Leitung des Münchner Ifo-Instituts und des DIW abgelehnt hatte, baten mich im Jahre 1999 Vertreter der Bundes- und der Landesregierung und des Kuratoriums, die Präsidentschaft des DIW Berlin ausdrücklich unter Beibehaltung meiner Aufgaben in Bonn (Professur an der Universität Bonn, Direktorposition des IZA) zu übernehmen.

Die “Firma” in Bonn ist das gemeinnützige Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA), für das mein DIW-Arbeitsvertrag eine gleichgewichtige Tätigkeit, also 50:50%, vorsah. Aus dieser Verbindung ergaben sich wie im Arbeitsvertrag dargelegt große Synergien für die Tätigkeit am DIW. Diese Arbeitsteilung war also Dienstaufgabe.

Da zur Aufgabe des Präsidenten Forschung und öffentliche Aufgaben gehören, ergeben sich die Vorteile für beide Institute unmittelbar. Die Erfüllung dieser Aufgaben lassen sich auch transparent in meinem im Netz verfügbaren CV nachlesen. So kam es tatsächlich zu erheblichen Komplementaritäten.

Ein Institutsleiter muss einen Großteil seiner Aufgaben auch Nachts, an Wochenenden und unter Verzicht auf Urlaub außerhalb des Instituts ausführen. Deshalb wurde nach einer Satzungsänderung am DIW 2000 die Funktion des Vizepräsidenten eingeführt und die Position des Verwaltungsleiters zu einem Geschäftsführer im Vorstandsrang aufgewertet. Weder war eine überwiegende Präsenz des Präsidenten im Institut nötig, noch war sie vereinbart.

Die Aussage, ich würde eine “Vorstandstätigkeit in einer Washingtoner Gesellschaft” ausüben, zeugt ebenfalls von großer Unkenntnis. Das DIW DC ist eine amerikanische gemeinnützige Einrichtung, bei der ich eine Kontrollfunktion als Chairman of the Board ehrenamtlich wahrnehme. Die Kooperation mit dem DIW DC wurde im Übrigen vom Wissenschaftlichen Beirat und dem Kuratorium des DIW ausdrücklich gebilligt und von der das DIW tragenden Leibniz-Gemeinschaft unterstützt. Es handelte sich hier also ausdrücklich um eine Tätigkeit für das DIW.

Es ist also falsch, dass ich nur zu einem Drittel meiner Arbeitszeit im DIW anwesend war, obwohl ich es nach Vereinbarung “gedurft” hätte. Tatsächlich habe ich weit mehr als arbeitsvertraglich vereinbart für das Institut in und außerhalb Berlins gearbeitet. Alles andere ist unwahr.

Hinweis: Nach Intervention meiner Rechtsanwälte hat Spiegel online ab dem 23. 7. 2012 seine Darstellung fair korrigiert. In dem Artikel sind jetzt die folgenden Sätze gestrichen:

”… Zimmermann und das DIW hatten in der Vergangenheit wiederholt für negative Schlagzeilen gesorgt. Der Rechnungshof Berlin hatte dem DIW Verschwendung von Steuergeldern in Millionenhöhe vorgeworfen. Auch Zimmermann wurde im Jahresbericht 2010 indirekt kritisiert. Aufgrund seiner Geschäftsführertätigkeit für ein Bonner Unternehmen und seiner Vorstandstätigkeit in einer Washingtoner Gesellschaft sei er “etwa nur zu einem Drittel der Arbeitszeit am DIW anwesend”, hieß es darin. …. lgr/dpa/dapd”

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